Leserbrief: Kritik und Quarkbällchen

Sehr geehrte Frau Wolff,
soeben habe ich die Lektuere Ihres Buches beendet, nachdem ich es Anfang der Woche durch ein Gewinnspiel unseres Wochenanzeigers erwerben konnte. Es war wirklich sehr interessant und informativ.
Nichtsdestotrotz möchte ich noch einige Anmerkungen loswerden…
1. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man einen Apfel schaelen und entkernen sollte. Durch beides gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren. Es genuegt voellig, Stiel und Bluetenreste zu entfernen und das Kerngehaeuse auf Schimmel-/Schaedlingsbefall zu untersuchen; dies gilt auch fuer Kuchen und Gebaeck, wie ich aus eigener Erfahrung berichten darf; eine weitere Behandlung ist nur (kostspielige) Kosmetik.
2. Guenstiges Fleisch laesst sich auf Vorrat kaufen und einfrieren. Auch ueber mehrere Monate leidet die Qualitaet dadurch i. d. R. nicht.
3. Unangenehm ueberrascht war ich auch vom hohen Ressourcenverbrauch. Am wenigsten ging hier noch der hohe Verschleiß von Frischhaltefolie ins Gewicht. Viele Speisen lassen sich in größeren Mengen zubereiten und halten ueber mehrere Tage. Ein Mikrowellenherd spart Energie beim Erwaermen der Portionen. Und ein Vorwaermen des Backofens ist auf dieser kulinarischen Stufe in jedem Fall unnoetig…
4. Falls das Radl mal wieder ausfaellt: ich rate zur Anschaffung einer ÖPNV-Zeitkarte (in Ihrem Fall schaetzungsweise Ringe 1-2); kommt guenstiger als das Taxi!
5. Wenn Sie trotz der nicht unerheblichen Kritik noch weiterlesen moechten, habe ich noch ein einfaches und saettigendes Rezept anzubieten: angeblich handelt es sich um altroemische Quarkbaellchen (da mir die Quellenlage nicht weiter bekannt ist, wuerde ich das Adjektiv erst mal weglassen). Dazu werden 2 Teile Grieß mit 3 Teilen Quark gruendlich vermischt, 1h abgedeckt stehengelassen, nochmal ordentlich durchgeknetet und zu Baellchen oder Talern (spart Ausbackfett) geformt; die Baellchen werden dann in heißem Fett ausgebacken, vermutlich tut es der Backofen aber genauso, und mit Honig wahlweise Karamellmasse uebergossen; die Zubereitung des Karamells bietet noch die Option, eine groeßere Menge zuzubereiten und einen Teil fuer spanisch angehauchten Vanillpudding (kostenguenstig aus Milch, Staerke und evtl. Agar herzustellen) zu verwenden.
Mit freundlichen Grueßen
Stefan Bauer

Lieber Herr Bauer,
vielen Dank für Ihre Anregungen und für das Rezept. Ein paar Anmerkungen zurück:
1. Zum Apfelschälen/Kernhaus-Entfernen: Also, das ist mir offen gestanden zu rustikal. Kratzige Kernhausteile mag ich nicht im Mund haben; über die Schale lasse ich zur Not mit mir reden. Ich esse zwar rohe Äpfel gern mit Schale, empfinde jedoch die gekochte oder gebackene Schale als unattraktiv, zumal wenn es sich dabei um die harte Schale eines Boskops handelt – der sich wiederum wegen seines Aromas zum Backen besonders gut eignet. Apfelkerne sind übrigens giftig. Nicht gefährlich giftig, aber immerhin.
2. Ist sicher ein guter Hinweis für die, die eine TK-Truhe haben. Ich begnüge mich mit einem Kühlschrank, der nur ein winziges TK-Fach hat.
3. Sie haben völlig recht, dass man auf Vorrat kochen kann – einerseits. Andererseits: Für das Buch wollte ich möglichst viel Verschiedenes aus-
probieren. Einen Mikrowellenherd habe ich nicht, diese Technik ist mir zutiefst suspekt.
4. Ich fahre tatsächlich das meiste mit dem Rad, Zeitkarte lohnt sich für mich nicht, im Winter allenfalls Streifenkarten.

So, jetzt aber zu Ihrem Rezept! Vielen Dank dafür, ich habe es heute ausprobiert.
Habe also 125 g Grieß mit 250 g Quark gründlich vermengt, eine Prise Salz dazugetan (schien mir wichtig) und das Ganze 45 Minuten quellen lassen. In die Hälfte dieser jetzt relativ festen Masse habe ich versuchsweise die abgeriebene Schale einer Zitrone hineingemischt. Habe insgesamt 18 Talerchen geformt und alle gleichzeitig in einer großen beschichteten Pfanne in 1 EL Öl von beiden Seiten butzelbraun gebraten (und rechtzeitig ausgeschaltet, um die Restwärme zu nutzen).
Das erste habe ich pur probiert und fand, dass es sowohl für süße wie auch für salzige Beigaben eine gute Grundlage bietet. Das nächste (eins mit Zitronenschale) habe ich mit ein bisschen Zimtzucker bestreut, sehr fein.
Weil ich zu faul war, eigens Tomatensauce zu kochen, habe ich jeweils eins mit, eins ohne Zitronenschale mit einem Klacks Ketchup probiert. Das war richtig prima!
Ganz besonders gut kann ich mir die Dinger mit Zwetschgenröster vorstellen. Spätestens wenn wieder Zwetschgenzeit ist und ich hoffentlich wieder bei Freunden im Schrebergarten ein bisschen miternten darf, werde ich Ihre römischen Quarktaler zu eingekochten Schwabinger Zwetschgen genießen!

Kosten Grundrezept: 250 g Quark 0,60 €, 125 g Grieß 0,45 €, Salz, Öl, evtl. Zitronenschale 0,10 € = 1,15 €.
Mit Tomatensauce ausreichend als Hauptgericht für 2, mit Kompott als Dessert für 3-4 Personen.

Und jetzt hole ich mir noch ein paar, solage sie warm sind, und werde sie mit Ketchup essen.

4 Kommentare zu „Leserbrief: Kritik und Quarkbällchen“

  1. Karina sagt:

    Hallo

    Habe Ihr Buch gekauft und wollte einige Rezepte probieren. Leider ging alles schief. Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen in dem man nicht gekocht hat. Im Supermarkt bin ich heillos überfordert. Welche Preise sind normal, welche nicht? Ich habe einen Freund dem es sehr wichtig ist, dass er mal bekocht wird. Auch für mich würde ich es gerne lernen. Mit allem drum und dran. Bin eine junge Frau (Studentin) und kenne viele, die in der selben Lage sind wie ich und gerne so kochen könnten wie Sie. Also gutbürgerlich, und keinen stylischen Quatsch. Die App KptnCook hilft, aber das schmeckt nicht wirklich.
    Kurz: Würden Sie einen Kochkurs anbieten? Über Anzahl der Kurse, Teilnehmer, Ort etc könnte man ja diskutieren… Ich würde mich freuen sowas organisieren zu können. Lebe in München.

    Freundliche Grüße

    Karyna M

  2. kathie sagt:

    Das buch ist sehr hilfreich. Klasse Artikl.

  3. Elbenfix sagt:

    Hallo,
    Apfelschalen kann man auch getrocknet (oder frisch) mit gekochtem Wasser aufgießen und bekommt sehr schmackhaften Apfeltee. Selbst Kartoffelschalen lassen sich zu einer Art Chips umwandeln (einfach nach Gusto würzen und dann kross backen). Ich denke es muss nur ein wenig Kreativität her, um aus vermeintlichem Küchenabfall noch etwas leckeres zu machen.

    Grüße
    Elbenfix

  4. laufsandy sagt:

    Hallo !

    Ich habe mir das Buch aus Interesse gekauft und fand es sehr anregend. Ich versuche immer mal wieder mehr im Bioladen zu kaufen, was mir leider aufgrund der Preise nicht immer gelingt.
    Die Rezepte werde ich auf jeden Fall ausprobieren !

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