Januarsuppe zum Einheizen: Tom Kha Gai

Ach, das vegane Leben – gar nicht so einfach. Mehr als ein halbes Jahr lang gab es bei mir zuhause nichts vom Tier, keine Butter, keine Eier, von Fisch und Fleisch ganz zu schweigen. Als ich aber im Dezember so richtig erkältet war, erinnerte ich mich an die segensreiche Wirkung von Hühnersuppe – Vegetarier also jetzt bitte mal weghören, denn jetzt kommt der Super-Spartipp für köstliche Hühnersuppe.
Als ich im Biomarkt an der Fleischtheke nach einem Suppenhuhn fragte, hieß es: “Haben wir nicht, aber vielleicht möchten Sie Karkassen?”
Zur Erklärung: Hühnerkarkassen sind das, was übrigbleibt, wenn Brust, Keulen und Flügel, die der eilige Mensch bevorzugt kauft, herausgelöst sind. Der Preis für diese Überreste: 2,20 € fürs Kilo. Das musste ich ausprobieren – und ich war überrascht, wie viel Fleisch noch an den Knochen war. Die große Portion, die ich mitgenommen habe, kostete um die 1,50 € und ergab eine prima Suppe mit reichlich zartem Fleisch. Auch die beiden niedlichen Stücke in den Rückenmulden, die Franzosen “sot l’y laisse” (“ein Narr, wer’s liegenlässt”) nennen und die eigentlich das Beste am Huhn sind: zart aber nicht trocken, waren dabei.
Wenn das nicht der perfekte Arm-aber-Bio!-Spartipp ist.
Da es sich bei den Karkassen nicht um Suppenhuhn, sondern um die Reststücke vom Brathähnchen handelt, wird die Suppe weniger fettig, das kann man gut finden oder auch nicht. Ich persönlich finde die Brühe von einem fetten alten Suppenhuhn die köstlichere Alternative, ist aber halt auch deutlich teurer. Und muss länger kochen, braucht also auch noch zusätzliche Energie.

Bestens geeignet ist diese Suppe für die beliebte thailändische Tom Kha Gai – die Hühnersuppe mit Zitronengras, Champignons und Kokosmilch – die mit ihrer wohldosierten Schärfe die Atemwege freimacht, schön einheizt und somit an kalten Tagen als Erkältungsbekämpfungsmittel und Stimmungs-aufheller gleichermaßen dient.
Da ich im Moment schon wieder verschnupft bin (Winter ist einfach nicht meine Jahreszeit), habe ich mir heute nochmal für insgesamt 2 € zwei Packerl Karkassen gekauft und mache daraus eine schöne Thai-Suppe.

Was Sie dafür sonst noch brauchen:
Zitronengras. Wenn Sie frisches Zitronengras kaufen, sollten Sie in den darauffolgenden Tagen noch ein paar fernöstliche Rezepte einplanen, damit Ihnen die guten Stangen nicht vertrocknen. Andernfalls lieber auf getrocknetes Gras oder Pulver zurückgreifen. Dass das frische Zitronengras im Pinzip die bessere Wahl wäre, ist klar, aber zum Vertrocknen und Wegwerfen ist es definitiv zu schade.
Galgant, ersatzweise Ingwer. Das Originalrezept verlangt nach Galgant, wer jedoch selten asiatisch kocht, ist mit Ingwer besser bedient. Denn damit lässt sich – ebenfalls wirksam gegen Erkältungen – feiner Ingwertee machen.
Kaffirlimettenblätter. Gibt es im Aisa-Laden in der Tiefkühltheke. Kostet in der Regel nicht viel und ist eine gewaltige Menge für jemanden, der kein Thai-Restaurant hat. Da ich im Winter den Kühlschrank abschalte, weil meine Speisekammer dann kalt genug ist, habe ich die Kaffirblätter, um sie zu retten, getrocknet und in eine Dose gepackt. Sie haben nichts von ihrer geschmacklichen Intensität eingebüßt!
Kokosmilch in Dosen gibt es längst auch im Bioladen. Wen die Verpackung nervt, kann auf gepresste Kokoscremeriegel, die nur in Papier und Pappe verpackt sind, zurückgreifen. Die haben außerdem den unschätzbaren Vortei, dass sie beliebig dosierbar sind. Die Dosenkokosmilch muss, wenn sie erst geöffnet ist, zügig verbraucht werden, weil sie schnell schimmelt. Von den Cremeriegeln schneidet man sich die gewünschte Menge herunter und kann den Rest lange aufheben.
Fischsauce gehört eigentlich auch noch dazu. In meinem tendenziell veganen Haushalt habe ich aber keine mehr, und die Suppe schmeckt auch ohne gut. Halt nicht ganz so original.

Weitere Zutaten: 1 Handvoll Champignons. Wie schön, dass man im Bioladen keine abgepackten Halbpfundpakete nehmen muss, sondern sich einfach vier, fünf Schwammerl herauspicken kann.
Tomaten haben jetzt wirklich nicht Saison, sollten Sie trotzdem eine oder zwei herumliegen haben – rein damit in die Suppe, sie geben zusätzlich geschmackliche Fülle.
Weil ich gerade noch einen letzten Rest Stangensellerie da habe, kommt der auch mit in die Suppe, obwohl er nicht nötig wäre.
Jetzt braucht es nur noch etwas helle Sojasauce oder einfach Salz zum Abschmecken und als Tüpfelchen auf dem i: Koriandergrün.

Zubereitung:
Hühnerkarkassen mit Kaffirblättern, grob zerkleinertem Zitronengras, einem daumengroßen, geschälten Stück Galgant oder Ingwer und in Ringe geschnittener Chilischote (Menge und Schärfegrad nach persönlichem Gusto) in einem Topf mit kaltem Wasser vollständig bedecken und zum Kochen bringen. Hitze reduzieren, dicke Schaumstücke entfernen und ca. 1 Stunde sachte köcheln lassen.
Die Hühnerstücke herausheben, soweit abkühlen lassen, dass Sie sie anfassen können, ohne sich die Finger zu verbrennen und die Fleischstückchen von den Knochen lösen.

Fertigstellen: In einem sauberen Topf die heiße Hühnerbrühe mit 400 ml Kokosmilch (Dose oder entsprechende Menge Presscreme) verrühren, Champignonscheibchen und Hühnerfleisch und evtl. Tomaten hinzufügen, 3 Minuten köcheln lassen. Mit Salz oder Fischsauce oder heller Sojasauce abschmecken, mit Koriandergrün bestreuen.

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