Vor dem Kollaps / Birnen, Bohnen und Tofu

Diese Woche fand in der Evangelischen Akademie in Tutzing eine Veranstaltung mit dem Titel “Die Zukunft der Wirtschaft” statt. Dazu hatte die Akademie mit Ludwig Schweisfurth und Niko Paech zwei Redner geladen, die einen erfreulich unangepassten Blick in die Zukunft werfen. Der eine, Schweisfurth, hatte sich einst vom Saulus (größter Wursterzeuger Europas) zum Paulus (Ökopionier und Gründer der Hermannsdorfer Landwerkstätten) gewandelt. Der andere, Niko Paech, Volkswirt und Professor in Oldenburg, beschwört die Postwachstumsgesellschaft und rechnet fest mit dem baldigen Kollaps unseres Wirtschaftssystems. Das hört sich bedrohlich an, Paech findet das allerdings nicht schlimm, sondern sagt: Es kommt nur darauf an, den Kollaps zu gestalten – am Ende steht dann eine vernünftigere und gerechtere Welt.

Ich fuhr allein zu der Veranstaltung und deshalb war ich ein wenig besorgt, ob es mir beim anschließenden geselligen Beisammensein gelingen würde, nette Gesprächspartner zu finden oder ob mir ein Mauerblümchendasein beschieden sein würde.

Schweisfurt und Paech hielten ihre Reden und stellten sich danach Fragen aus dem Publikum. Bei Schweisfurth, der immer noch Wurst herstellt, nur eben jetzt von gut gehaltenen Tieren und auf gut handwerkliche Weise, drehte sich das Gespräch um Wert und Wertschätzung von Lebensmitteln, was Leute aus dem Publikum zu dem Einwand veranlasste, die guten, moralisch einwandfreien Sachen könne sich aber wohl nicht jeder so einfach leisten.

An der Stelle mischte sich Paech ein und sagte, wenig Geld sei wohl kein zwingender Hinderungsgrund, immerhin gebe es da doch das Buch einer Frau, die mit dem Hartz-4-Satz geschafft hätte, sich korrekt zu ernähren. An dieser Stelle konnte ich mich nicht zurückhalten und rief: Hier sitzt sie. Daraufhin wurde ich aufgefordert, doch selbst ein paar Sätze zum Thema zu erzählen. Gesprächspartner hatte ich den Rest des Abends reichlich …

 

Wie finde ich jetzt bloß von dieser Geschichte die Überleitung zu einem Rezept, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte?

Vielleicht so: Ein klein wenig abfedern können wir den allfälligen Kollaps mit ressourcenschonenden Speisen. Und bei aller Sympathie für die freilaufenden Schweinchen in Hermannsdorf: Das nachhaltigste Fleisch ist jenes, welches wir nicht essen.

Deshalb habe ich das norddeutsche Traditionsgericht “Birnen, Bohnen und Speck” so abgewandelt, dass kein Schwein dran glauben muss, indem ich den Speck durch Räuchertofu ersetzt habe. Schmeckt wirklich und ist ein feiner Herbstschmaus, probieren Sie’s aus!

Birnen, Bohnen und Räuchertofu
4 Portionen

1 große Zwiebel
3 EL Bratöl
750 g grüne Bohnen
500 g festkochende Kartoffeln
1 EL Mehl
500 ml Gemüsebrühe
4 Birnen, z.B. Abate Fetel oder Gute Luise
400 g Räuchertofu (z.B. Mandel-Sesam)
Kräuter nach Belieben, am besten geeignet: Bohnenkraut oder Thymian

Zubereiten: ca. 40 Minuten
Kosten: ca. 13 € / pro Person ca. 3,25 €

Zwiebel schälen und fein würfeln und im Öl bei schwacher Hitze andünsten. Bohnen von Enden und ggf. von Fäden befreien, Kartoffeln schälen und grob würfeln. Von den Birnen nur den vertrockneten Blütenrest entfernen.

Wenn die Zwiebelwürfel glasig und hellgolden sind, das Mehl darüberstäuben, gut verrühren, dann die Gemüsebrühe dazugießen.

Bohnen, Kartoffelwürfel und Kräuter hinzufügen, nach 10 Minuten die unzerteilten Birnen dazugeben. Den Tofu in Scheiben schneiden und nach weiteren 10 Minuten ebenfalls mit in den Topf geben.

Wenn Kartoffeln und Bohnen gar sind, die Birnen halbieren und auf vorgewärmten Tellern mit Kartoffeln, Bohnen und Tofu anrichten.

 

 

 

2 Kommentare zu „Vor dem Kollaps / Birnen, Bohnen und Tofu“

  1. Ranunkel sagt:

    schon einige Male war das auch meine Argumentation. Vielen Dank für Ihre Bücher. Seit ich sie gelesen habe, ist mir klar, dass es mein persönlicher Anspruch ist, wenn ich nicht angemessene Preise für gut produzierte Lebensmittel ausgeben will. Ich freu mich immer wieder über Ihren Newsletter.
    Danke für Ihren Gesellschaftsbeitrag, es braucht Pioniere, Erinnerer, Mahner, Vorbilder.

  2. Schon oft habe ich an dieses Gericht gedacht, dass ich früher gerne gegessen habe und wollte es immer mal vegetarisch probieren. Danke für die Anregung!

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